Einige Gedanken zum Herz-Jesu Fest
Am zweiten Freitag nach Pfingsten feiern wir in der katholischen Kirche das Herz-Jesu Fest. Einigen von uns ist es wohl eher fremd, und doch ist es Ausdruck einer tiefen Wahrheit des christlichen Glaubens.
Um es besser zu verstehen muss man es, so glaube ich, in den geschichtlichen Zusammenhang stellen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts, in der Zeit, in der Margerita Maria Alacoque, auf die das Feste zurückgeht, lebte, war geprägt von der geistlichen Strömung des Jansenismus, von der gesagt wird sie habe „habe nie gelernt zu lächeln“. Der Jansenismus zeichnete sich durch vor allem durch moralische Strenge und einen fast unerreichbaren Reinheitsanspruch in der Sakramentenlehre aus. So reichte die Reue für die Absolution nicht, man verlangte die vollkommene Reue. Die Kommunion wurde als Preis für wenige moralisch einwandfrei lebende Menschen gesehen. Ein weiterer Aspekt des Jansenismus war ein religiös verbrämter Elitarismus: einige wenige sind von Gott dazu bestimmt, genügend Gnade zu erhalten, um dieses moralisch einwandfreie Leben zu leben, die andern nicht. Eine kalte Spiritualität.
Dem setzt die Spiritualität der Herz- Jesu Verehrung ein Gegenpol: zentral ist die Liebe, die flammend – leidenschaftliche Liebe Gottes für den Menschen. Margerita Maria Alacoque sieht Jesus mit flammenden Wunden und mit einem Herzen, das für die Menschen brennt. Kernpunkt ist die Beziehung, die durch die Liebe, die Gott für uns Menschen hat geprägt ist. Es wird an jenen Gott erinnert, der 99 Schafe zurücklässt um eines zu suchen, von dem gesagt wird, er esse mit Zöllnern und Sündern – in einer Zeit in der Mahlgemeinschaft Ausdruck einer sehr viel engeren Beziehung war als heute…
Und heute? Wenn man das Fest von seiner Grundaussage her betrachtet hat es in meinen Augen gerade heute eine große Aktualität: in einer Zeit, in der Selbstoptimierung in vielen Lebenslagen zu einem moralischen Imperativ geworden ist erinnerte es uns daran, dass im geistlichen Leben Beziehung vor Perfektion kommt und wir uns die Liebe Gottes nicht erarbeiten müssen.
Auch wenn die klassische bildliche Darstellung nicht meinem Kunstgeschmack entspricht, die Aussage – Jesus bietet mir sein Herz an – berührt mich immer wieder.