Textarbeit© Johannes Krupinski / unsplash

Lectio Divina

Lectio Divina ist eine Art des meditativen Bibellesens, das schon die Wüstenväter kannten. Hier finden Sie Vorschläge zu verschiedenen Bibelstellen.

Lectio divina stammt aus dem frühen Mönchtum. Sie ist eine Form des betrachtenden Bibellesens. In ihrer  klassischen Form gliedert sie sich in vier Schritte: Lesen – Bedenken – mit Gott darüber ins Gespräch kommen – Stille vor Gott sein.

 

Die Methode

1. Lesen und Wahrnehmen

Um einen Text zu verstehen, ist es wichtig, ihn zuerst zu lesen und in seinen Eigenschaften wahrzunehmen. Der Text wird langsam gelesen, die Textart und der Zusammenhang, in der der Abschnitt steht, werden wahrgenommen.

2. Bedenken

Der Text wird analysiert: Welche Personen kommen vor? Wie sind die Bewegungen im Text? Was für eine Haltung könnte hinter dem jeweiligen Handeln stehen? Gibt es Parallelstellen? Wie wird diese Stelle in anderen Bibelausgaben übersetzt? Welche Informationen zur besseren Einordnung des Textes in die Kultur der Zeit stehen mir zur Verfügung? Es kann auch ein Bibelkommentar zu Rate gezogen werden.

3. Mit Gott darüber ins Gespräch kommen

Man könnte diesen Schritt auch „der Text liest mich“ nennen. Was bewegt der Text in mir, was für Bilder, Assoziationen, Gedanken weckt er? Ich komme darüber mit Gott ins Gespräch. Aus diesem Schritt entwickelt sich der nächste:

4. Stille werden vor Gott

Aus dem Sprechen ins Hören kommen. Stille vor Gott bedeutet nicht nur schweigen, vielleicht auch gemeinsam schweigen, sondern hören auf das Wort Gottes das noch in mir weiterschwingt,  damit der gelesene und betrachtete Text in dieser Stille einen Resonanzraum erhält.

Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf dieser Seite des katholischen Bibelwerks Stuttgart.

Lectio Divina für das Lesejahr C

Untenstehend finden Sie das wichtigste in Kürze. Wenn Sie auf einen Balken klicken wird sich dieser öffnen und die entprechenden Texte werden erscheinen.

Wir werden diesen Teil laufend ergänzen und auf einer weiteren Seite ausführlichere Informationen und Einführungen in den Text anbieten.

Das Evangelium nach Lukas wurde um ca. 80 nach Christus verfasst, für eine Gemeinde deren Mitglieder zumeist Nichtjuden waren .

Es wurde von jemandem geschrieben, der die griechische Sprache  gut kannte und vertiefte Kenntnisse vieler Bereiche der damaligen Welt hatte.

Für seine Zitate und Anspielungen aus dem alten Testament benutzte er die griechische Variante, die sogenannte Septuaginta.

Das Lukasevangelum hat einige Besonderheiten, die sich in den anderen Evangelien nicht finden.

  • Es richtet seine Aufmerksamkeit in besonderer Weise auf Benachteiligte und Arme
  • Jesus ist die  Erfüllung der prophetischen Verheißungen. In ihm erfüllt sich der universale Heilswillen Gottes.
  • Das Evangelium enthält vieleTexte in denen Frauen eine zentrale Rolle spielen. Oft werden die Personen als Ehe- oder Geschiwesterpaar dargestellt.
  • Krönende Etappe des Lernwegs der Jünger ist die Öffung der Sinne für die Schrift (siehe Emmausevangelium).
  • Es hat eine universale Ausrichtung, Christus ist für alle gekommen und nicht nur für das Volk Israel.

Das Evangelium kann grob in fünf Abschnitte  unterteilt werden:

Lk 1, 1-4

Der Autor stellt seine Motivation vor und legt seine Quellen offen. Er benennt Empfänger und Vorgehen.

Sein Selbstverständnis ist das eines Historikers, der die Fakten zusammenträgt und sie in eine logische Abfolge bringt und sich bewusst ist, dass er nicht der einzige ist, der einen Bericht schreibt.

Lk 1,5-7,50

Die Kindheitsevangelien führen den Leser, der nicht aus dem Judentum stammt, in die zentralen Themen der Heilserwartung des jüdischen Volkes ein. Die Predigt des Johannes geben einen Einblick über die Erwartungen an den kommenden Messias.

Es ist kein Zufall, dass gegen Ende dieses Abschnitts die Frage des Johannes steht: Bist du es der da kommen soll (=der Messias) oder sollen wir auf einen Anderen warten. Denn der Evangelist schildert Jesus auch als den Messias, der nicht den Erwartungen entspricht, die im Volk gegenwärtig waren.

Lk 8,4-19,10

Dieser Lernweg wird im wahren und im übertragenen Sinn als Weg beschrieben. Er beginnt mit der Schilderung des Unterwegsseins Jesu mit seinen Jüngern und einer Gruppe von Frauen.

Das Leitgleichnis dieses Abschnitts ist das Gleichnis vom Sämann. Es beschriebt gleichzeitig die Großzügigkeit Gottes und die Aufnahmefähigkeit des Menschen für sein Wort.

Jesus unterrichtet seine Jünger auf diesem Weg, er beginnt immer klarer von seinem Leiden zu sprechen, aber die Jünger können es nur beschränkt aufnehmen.

Der Abschnitt endet mit dem Einzug Jesu in Jerusalem.

Der Lernweg selber kann in drei Etappen unterteilt werden. Er beginnt mit dem Leitgleichnis zum Lernweg, dem Gleichnis vom Sämann Lk 8,4-15.

In der erste Etappe des Lernwegs ist das zentrale Thema das Wort Gottes hören und es tun: Lk 8,16-11,36.

In der zweite Etappegeht es vor allem um das, wovor man sich hüten soll: Lk 11,36-13,9.

In der dritten Etappe geht es um wichtige Grundhaltungen: Hochmut und Demut, Habgier und geteilter Reichtum:  Lk 13,10-19,10.

Lk 19,11-23,53

Der erste Teil dieses Abschnittes besteht aus der sogenannten Tempelrede. Jesus hält sich mehrere Male im Tempel auf und lehrt dort. Er spricht über die letzten Dinge.

Mit der Beschreibung des letzten Abendmahls beginnt die Erzählung des Leidens, Todes und der Auferstehung Christi.

Lk 23,55-24,53

In der Emmauserzählung öffnet der Auferstandene den Jüngern die Sinne für die Schrift. Sie erkennen ihn im Brechen des Brotes und erinnern sich, dass ihnen das Herz brannte, als er ihnen die Bedeutung der Schrift erklärte. Damit geht die Verkündigung auf die Jünger über. In dieser Beschreibung kann sich die Gemeinde wiederfinden, an die das Evangelium nach Lukas gerichtet ist: Sie treffen sich zum Teilen des Brotes und zum Hören der Schrift.

Die Sontagsevangelien der Katholischen Leseodnung sind in drei Zyklen aufgeteilt. Im Lesejahr A wird das Evangelium nach Matthäus gelesen, im Lesejahr B jenes nach Markus und im Lesejahr C jenes nach Lukas. Die Adventsevangelien bilden da eine Ausnahme. Die Erzählungen aus dem Lukasevangelium, die wir normalerweise mit dem Weihnachtsevangelium verbinden, die Verkündigung der Geburt des Johannes und Jesus, die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, werden schon im Lesejahr A gelesen. Das bedeutet, dass wir im Lesejahr C, das mit dem 1. Advent nun beginnt, recht herausfordernde Evangelien haben:

Am 1. Advent hören wir mit Lk 21, 25-28.34-36 einen Ausschnitt aus der sogenannten Tempelrede, die von den letzten Dingen spricht und im Gesamttext unmittelbar vor dem Passionsbericht steht.

Am 2. Advent steht mit Lk 3,1-6 der Beginn des Wirkens des Johannes und seine Aufforderung, dem Herrn den Weg zu ebnen, im Mittelpunkt

Am 3. Adventssonntag geht es mit Lk 3,10-18 um die Predigt des Johannes um das konkrete Tun. Die Evangelien des 2. und 3. Adventssonntags folgen im Bibeltext unmittelbar aufeinder und bilden eine textliche Einheit.

Am 4. Adventssonntag kehren wir zu den gewohnten Texten zurück: Wir hören das Evangelium der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth.

… er taucht an jedem der Sonntage auf:

Am ersten Andvent ist es Meine Worte werden nicht vergehen 21,33
Im Evangelium des zweiten Adventssontag finden wir Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes Lk 3,2
Am dritten Adventssonntag hören wir: Mahnend verkündete er das Wort Lk 3,18 (übersetztung des Bibelwerks Stuttgart)
Am vierten Sonntag taucht der Begriff nicht direkt auf, nur indirekt: nd selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt,
was der Herr ihr sagen ließ. 1,45 in

Im Evangelium der Weihnachtsnacht taucht dreimal der Begriff hräma auf, der sowohl Wort als auch Ereignis bedeuten kann.

  • 2,15 um das Ereignais zu sehen, dass der Herr uns verkünden ließ
  • 2,17 Sie erzählten, was ihnen über das Kind gesagt worden war
  • Maria bewahrte alles, was geschehen war in ihrem Herzen

Die drei Stellen können alle drei sowohl mit gesagt, als auch mit geschehen gelesen werden.

In Lk 2,10-18 finden sich zusätzlich mehrere Sprechwerben

  • Lk 2,15 sagten zueinander
  • Lk 2,15 der Herr und verkünden ließ
  • Lk 2,17 sie erzählten
  • Lk 2,17 was ihnen gesagt worden war
  • Lk 2,18 sie staunten über das von den Hirten gesagt
  • Lk 2,10 wie es ihnen gesagt worden war

Der Begriff  Wort, der alle Texte verbindet hat in Geburtserählung seinen Höhepunkt. Hier geschieht das Wort, es wird verkündet, es setzt in Bewegung und es wird im Herzen bewahrt….

Lk 21, 25-28.24-36

Der Verständlichkeit halber lohnt es sich, die Verse 5-7 und 29-33 mitzulesen.

Das Evangelium ist, wie schon oben erwähnt, Teil der Tempelrede. Es ist im Text nach dem Einzug in Jerusalem und unmittelbar vor dem Passionsbericht angesiedelt. Jesus lehrt im Tempel, dem Ort der Gegenwart Gottes, und bereitet seine Jünger auf das Kommende vor.

Es ist das Evangelium, mit dem das Kirchenjahr beginnt und zeigt sozusagen den Fluchtpunkt auf, auf den alles zuläuft: die endgültige Wiederkunft des Herrn. Auf den ersten Blick ist es ein erschreckender Text und doch sind kleine Hinweise auf eine positive Entwicklung darin vorhanden.

Hintergrundinformationen zum Text

  • Das Lukasevangelium wurde zwischen 80 und 90 in Griechenland verfasst, also nach der Zerstörung des Tempels von Jerusalem.
  • Obwohl Lukas für das erste Kommen genaue Zeitangaben gibt und es damit in die Geschichte einbettet, tut er dies für das zweite Kommen nicht. Den Grund dafür finden wir in Lk 17,21: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch!
  • Der Feigenbaum wird an mehreren Stellen des AT als Zeichen des Glückes und des Friedens zwischen den Völkern benutzt: Jes 2; Mi 4; 1Kön 5,5; 2Kön 18,31
  • Das griechische Wort, das hier mit Erlösung wiedergegeben wird, bedeutet Freikauf aus der Sklaverei.
  • Das Kommen des Menschensohns wird in Bildern des Buches Daniels und des Buches Exodus beschrieben – dort waren sie Zeichen der schützenden Anwesenheit Gottes während der Wüstenwanderung.

Ich lese den Text

  • Der Text erschreckt beim ersten Lesen. Wo finden Sie ermutigende Signale?
  • Gehen Sie den Imperativen/ Aufforderungen nach. Sie geben hilfreiche Tipps zum Bestehen schwieriger Situationen.

Der Text liest mich

  • Welche Emotionen überwiegen in mir, wenn ich den Text lese?
  • Welche Haltungen, die mir der Text vorschlägt, will ich mir zu eigen machen?

Sie können den Text mit den Hintergundinformationen und den Fragen als PDF herunterladen

Das Evangelium dieses Sonntags knüpft auf seine Weise an die Endzeiterwartungen des letzten Sonntags an. Die Zeit ist erfüllt… es ist sozusagen das Vorwort zum öffentlichen Auftreten Jesu.

Der Text steht unmittelbar nach den Kindheitsevangelien und das Kapitel drei ist überschrieben mit Vorbereitung des Wirkens Jesu.

Hintergrundinformationen zum Text

  • Die Wüste gilt im AT als Ort der Gottesbegegnung Es ist der Ort der Stille und der fehlenden Ablenkung an dem Gottes Stimme gehört werden kann.
  • In der ersten Lesung Ruft das Wort Gottes die versprengten Israels aus allen Himmelsrichtungen zusammen – Vom Untergang der Sonne bis zu ihrem Aufgang hat das Wort des Heiligen sie versammelt Bar 5,5. Das heutige Evangelium knüpft an die endzeitlichen Erwartungen an.
  • Das Wort Gottes ruft alle Völker zusammen. Das ist für Lukas zentral, da er sein Bericht für Heidenchristen schreibt.
  • Lukas schreibt im Stil eines antiken Geschichtsschreibers – durch Einordnung in die Geschichte erhält die Geburt Jesu den Charakter eines weltbedeutenden Ereignisses
  • Die Beschreibung Johannes des Auftretens des Täufers nimmt Beschreibung vieler Propheten aus dem AT auf
    Im Zentrum steht die Veränderung des Weltgeschehens durch das Reich Gottes.
  • Das Wort wirkt in die Geschichte, die sich an den genannten geschichtlichen Daten festmachen lässt. Dafür nutzt Lukas das Stilmittel der Geschichtsschreibung.
  • Gleichzeitig verändert das Wort und führt die Welt mit Jesus ihrem Heil entgegen. Dazu nutzt Lukas die prophetische Literatur
  • Das Jesajaszitat gehört in apokalyptische Bilderwelt. Der Text steht am Beginn des Trostbusches, aus dem die meisten der Bilder stammen, unter denen der kommende Messias erwartet wurde. Johannes kommt hier die Rolle des Herolds zu, der den König ankündigt
  • Die Schilderung des Lukas beschreibt den ersehnten König, der allen Menschen sein Heil bringt. Er nimmt sowohl die Wüste als Ort der Gottesbegegnung als auch den Jordan auf, den klassischen Ort der Verkündigung, mit der Möglichkeit zur Taufe als Reinigungsritual.
  • Die Landschaften haben eher theologischen als geographischen Gehalt: in Jesus von Nazareth wird das Wort Gottes fassbar.

Ich lese den Text

  • Der Text beginnt mit dem damaligen weltpolitischen Horizont und weckt damit bestimmte Erwartungen.
  • Welche Welten treffen im Text aufeinander?
    Es lohnt sich den angegebenen Orten und Bewegungen im Text nachzugehen

Der Text liest mich

  • Welche Botschaft des Textes erreicht mich am stärksten?
  • „Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt“ (v.6) Kann ich dieser Zusage glauben? Warum(nicht)?
  • Der Text spricht von der wirkmächtigen Kraft des Gotteswortes. Wir kann ich das für mich übersetzen? Kann ich z. B. glauben, dass ich nichts leisten muss….

 

Sie können den Text mit den Hintergundinformationen und den Fragen hier als PDF herunterladen

 

 

Schwarzes Brett

Um eine Art von Austausch zu ermöglichen Haben wir ein schwarzes Brett eigerichtet. Sie können dort gerne ihre Eindrücke und Gedanken zu den jeweiligen Evangelien eintragen.