Biblische Spiritualität – online
15. Februar 2023 19.30 Uhr
Der erste Petrusbrief
Prof. Adrian Wypadlo
Gläubige aller christlicher Konfessionen sehen sich in der Gegenwart oftmals mit einer diasporalen Minderheitensituation konfrontiert. Manchmal kommen sie sich vor, wie „Fremde in der Gesellschaft“. Diese Selbstwahrnehnung kann aber auch als Einladung verstanden werden, sich intensiver mit der eigenen christlichen Berufung auseinander zu setzen. Genau das ist das Thema des frühchristlichen Hirtenschreibens, den wir den „Ersten Petrusbrief“ nennen. Hier werden Christen und Christinnen als „Fremde und Beisassen“ in dieser Welt verstanden, die aber als solche eingeladen sind, positiv in die Gesellschaft auszustrahlen und gerade hier und heute vor der Aufgabe stehen, in den „Fußspuren Christi“ (vgl. 1 Petr 2,21) zu wandeln.
Diese Veranstaltung setzt es sich zur Aufgabe, diesen theologischen Ansatz des Ersten Petrusbriefes zu erschließen und nach Anknüpfungspunkten für die Gegenwart zu suchen
Der Referent:
Adrian Wypadlo, 1970 in Gleiwitz (Schlesien) geboren, studierte Katholische Theologie in Paderborn, Tübingen und Frankfurt a. M. Im Jahr 2013 wurde er auf den Lehrstuhl für Exegese des Neuen Testaments an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster berufen, wo er seitdem zur gesamten thematischen Breite des Neuen Testaments lehrt. Seine Forschungsschwerpunkte sind – neben dem Markusevangelium und den Schriften des Völkerapostels Paulus – der Erste Petrusbrief und der Jakobusbrief.
01. März 2023 19.30
Schöpfung und Kult
Dr. Johannes Roth ofm
Mit den beiden Begriffen Schöpfung und Kult werden zwei Grundthemen alttestamentlicher Theologie angesprochen, die zusammengedacht werden können, ja vielleicht sogar müssen. Wir beschäftigen uns zuerst mit der ersten Schöpfungserzählung (Gen 1,1-2,4a), für die der Schabbat und der Gottesdienst im heiligen Zelt (Ex 39-40) das Ziel und die Vollendung der Schöpfung sind. Im zweiten Teil werfen wir einen Blick in den Johannesprolog (Joh 1,1-14), der dieselbe Bewegung von der Erschaffung der Welt bis zum Zelten Gottes in seiner Schöpfung aufnimmt und damit alttestamentliche Theologie aufgreift. Gott erschafft die Welt, um in ihr Wohnung zu nehmen. Das wird auch als die Einwohnung (Schechinah) Gottes bezeichnet.
Der Referent:
Br. Dr. Johannes Roth ist Franziskaner, Seelsorger, promovierter Theologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Exegese des Alten Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen. Er lebt in Düsseldorf.
15. März 2023
Der Heilige Geist und wir
Geistliche Prozesse in der Bibel
Sr. Dr. Igna Kramp CJ
Wie geht das, sich von Gott führen zu lassen? Woher weiß ich, dass etwas, das ich wähle besser oder größer oder richtiger ist als etwas anderes, dass es mich meinem Lebensziel näher bringt und mich in der Beziehung zu Gott wachsen lässt? Und wie geht so etwas in Gemeinschaft? Die Heilige Schrift erzählt uns von vielen Erfahrungen, die das Volk Israel und später die junge Kirche mit Gott gemacht hat. Es sind Weggeschichten, in denen sich die inneren und die äußeren Wege verbinden und Gott auf verschiedene Weise spricht: Durch die Schriften, durch die Geschehnisse, durch innere Erfahrungen und durch andere Menschen. Nicht selten, sind es gerade Umbruchs- und Krisenzeiten, in denen sich die Wegerfahrung besonders verdichtet. Ein guter Anstoß, wie wir heute als Kirche die Führung Gottes suchen können.
Die Referentin:
Sr. Dr. Igna Kramp CJ, Jahrgang 1974, gehört seit 2002 zur Congregatio Jesu. Sie hat Geschichte, Germanistik und Theologie studiert. Wissenschaftlich hat sie sowohl mit einer Doktorarbeit zu einem literaturwissenschaftlichen als auch zu einem neutestamentlichen Thema gearbeitet. Sie ist Leiterin der geistlichen Prozessbegleitung im Bistum Fulda.
29. März 2023
Die Geburtswehen des Gekreuzigten.
Jesus als Mutter im Johannesevangelium.
Margareta Gruber OSF
Kann das sein – Jesus als Gebärende? Jesus, der am Kreuz die neue Menschheit gebiert? Mystiker und Mystikerinnen haben immer wieder von Jesus als Mutter gesprochen. Ich möchte zeigen, dass dieses Bild im Johannesevangelium zu finden ist. Mehr noch: Johannes spricht sogar von einem weiblichen Mutterschoß Gottes. Dies sind freilich Bilder für das immer größere Geheimnis der Liebe Gottes, der sich den Menschen schenkt.
Die Referentin
Margareta Gruber studierte Germanistik und katholische Theologie an Universität Tübingen und an der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Seit Sommersemester 2008 lehrt sie als Professorin für Neutestamentliche Exegese und Biblische Theologie an der Vinzenz Pallotti University in Vallendar. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind das Johannesevangelium, die Offenbarung des Johannes, die Bibel im interreligiösen Kontext, Exegese und biblische Spiritualität, Biblische Hermeneutik und Intertextualität.